Der Jude mit dem Hakenkreuz
Eine besondere Geschichtsstunde konnten zwei Grundkurse Geschichte Q3 der Heinrich-Mann-Schule gemeinsam mit ihren Geschichtslehrern Julia Scheuermann und Boris Müller, am 29.09., durch das große Engagement des Vereins „Gegen Vergessen. Für Demokratie e.V.“, erleben. Der Sohn Werner Lahr, des Juden mit dem Hakenkreuz, Fritz Beckhardt, besuchte die beiden Kurse und sprach mit ihnen über sein Familienschicksal während des Dritten Reichs. Durch die Schilderungen von Ereignissen und persönlichen Erlebnissen aus der Region wurden den Schülern hautnah das Unheil der Diktatur und deren Auswirkungen auf eine Familie vor Augen geführt. Fritz Beckhardt, jüdischer Abstammung, war im 1. Weltkrieg hoch dekorierter Kampfflieger im Umfeld von Hermann Göring und wählte als Glücksbringer auf seinem Flieger das Symbol des Hakenkreuzes, das dieses Zeichen noch einmal eine so schreckliche Bedeutung für ihn und seine Familie erhalten wird, war ihm zu dieser Zeit natürlich nicht bewusst. Beckhardt bekam kurz vor dem Amtsantritt Hitlers seinen Sohn Kurt. Aus einer Liebschaft zu seinem Dienstmädchen bekam Fritz Beckhardt einen unehelichen Sohn, Werner Lahr, der erst vor etwa 10 Jahren seinen Halbbruder kennenlernte und nie Kontakt zu seinem leiblichen Vater hatte. Denn Fritz Beckhardt lehnte seinen Sohn mit den Worten „damit habe ich nichts mehr zu tun“ ab und Werner Lahr sprach nie über diese bedrückende Begegnung mit seinem Vater. Als Kinder jüdischer Eltern oder Elternteile waren beide dem Regime ausgesetzt und entkamen diesem nur mit Glück und durch völlig unterschiedliche Lebensverhältnisse. Während Kurt Beckhardt mit seinen Eltern nach England flüchten konnte, musste Werner Lahr gemeinsam mit seiner Mutter die Bombenangriffe in Mainz durchleben. Dennoch entkamen nicht alle Familienmitglieder dem Schrecken. So berichtete Werner Lahr, dass seine Großeltern in Theresienstadt und Treblinka umgebracht wurden und auch seine Tante und Onkel das Regime nicht überlebten.
Besonders bedrückend war es zu erfahren, dass die Familie auch nach dem Ende des Krieges in den 50-er Jahren immer wieder zu hören bekam „Die hat der Adolf vergessen“, wie es Werner Lahr berichtet hat.Durch diese persönlichen und emotionalen Schilderungen des Familienschicksals der Familie Beckhardt/Lahr bekamen die Schüler der HMS einen ganz besonderen Blick auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.