Toleranz siegt
Unter dem Motto „Vorurteile? Hab ich nicht!“ hat die Bundeszentrale für politische Bildung ein Medienprojekt zu den „Nürnberger Rassengesetzen“ und Vorurteilsstrukturen in der heutigen Zeit ausgeschrieben. Die Schülerin Meliha Tatar, die Mitglied der historisch-politischen-Arbeitsgemeinschaft der Heinrich-Mann-Schule unter der Leitung der Lehrerinnen Marina Brügge und Julia Scheuermann ist, hat sich mit ihrem Konzept beworben und die Jury überzeugt. Sie gehört nun zu den 40 privilegierten Schülern bundesweit, die sich bis zum September 2016 in Teams zusammenschließen und ihre Ideen ausarbeiten und umsetzen. Das Projekt startet mit einer Auftaktveranstaltung am 12. und 13. September 2015 im Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin. Gemeinsam mit Pädagoginnen und Pädagogen konzipieren die Jugendlichen dann die unterschiedlichen Formate. Zusätzlich sind drei bis vier Wochenendworkshops in verschiedenen Städten Deutschlands sowie eine Abschlussveranstaltung geplant.
„Jugendliche für ein tolerantes und friedliches Miteinander von verschiedenen Kulturen, Religionen, Hautfarben und Nationalitäten zu begeistern, ist schon lange ein großes Anliegen von mir. Aus diesem Grund habe ich schon vor Projektbeginn begonnen Gespräche mit verschiedenen Personenkreisen (Politikern, Zeitzeugen, Kulturvereinen, Religionsführern und Personen aus verschiedenen Altersgruppen/Prominenten) zum Thema Vorurteile und Toleranz innerhalb der Gesellschaft“ zu führen und diese Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen,“ so Meliha Tatar über ihre Motivation bei dem Projekt mitzuwirken. Es besteht bereits eine Facebook-Seite mit dem Titel „WIR für ein tolerantes Miteinander“, die es ermöglicht am Arbeitsprozess teilzuhaben und auch zu erfahren, wie die verschiedenen Gesellschaftsbereiche sich zu dem Thema äußern und dazu stehen. Ebenso kann man darüber in einen großen Austausch zum Thema Toleranz und Respekt kommen. Alle Ergebnisse und Ideen sollen am Ende in ein Aufklärungsvideo münden. Das Video wird einen historischen Abriss ebenso bieten wie einen ganz aktuellen Blick auf die Gesellschaft und den Vorurteilen, denen man damals und heute gegenüber verschiedenen Kulturen, Religionen und Personenkreisen begegnet. „Ein großes Anliegen von Meliha ist es zu zeigen, wie man diesen Vorurteilen und der Intoleranz entgegentreten kann und was jeder Einzelne dazu beisteuern kann. Dieses Engagement ist vorbildlich und ihre Idee über Social Media die Menschen, vor allem Jugendliche zu erreichen, ist sehr überzeugend. Nicht ohne Grund wurde sie ausgewählt in dem kleinen Kreis der geschichts-und politikinteressierten Jugendlichen in Berlin teilzunehmen. Ich freue mich sehr für sie und hoffe auf viele nachhaltige Erfahrungen, die sie dann wiederum in die Schule mit einbringen kann,“ so die betreuende Lehrerin Julia Scheuermann.
Über szenische Darstellungen und soziale Netzwerke lassen sich die meisten Jugendlichen erreichen, so dass die Idee eines toleranten Miteinanders die nötige Aufmerksamkeit erhält, die sie braucht um etwas bewirken zu können. „Um auch andere Altersgruppen zu erreichen könnte man die zentralen Aussagen des Dokumentarfilms auf Flyer und Plakate drucken sowie eine Zeitschrift gestalten und diese an zentralen Stellen der Stadt anbringen und verteilen. So lässt sich über verschiedene Medien (Film/Zeitschriften/Flyer/Plakate) und Produkte ein Großteil der Gesellschaft mit der gesamten Kampagne ansprechen und motivieren der Initiative „WIR für ein tolerantes Miteinander“ beizutreten“, so Meliha Tatar über ihre weitere Ideen.
Aufgrund der täglichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in ihrem Geschichtsleistungskurs wurde Meliha Tatar schnell bewusst, dass sich Vorurteile gegenüber verschiedenen gesellschaftlichen Schichten auch über die verschiedenen Epochen hinweg erstrecken. Aufgrund dessen ist es ihr ein besonderes Anliegen einen Gegenwartsbezug zu dieser Problematik herzustellen, um zu verdeutlichen, dass man aus der Geschichte lernen kann, soll und sogar muss. Das setzt voraus, dass man sich auch mit den Fehlern der Vergangenheit auseinandersetzt, so dass diese in der aktuellen Gesellschaft bekämpft werden können oder erst gar nicht entstehen. Die Nürnberger Rassegesetzte als eine der gravierendsten Maßnahmen gegen eine gesellschaftliche Gruppe können daher als eine der wohl wichtigsten Grundlagen zur Auseinandersetzung mit Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung dienen und damit ganz klar verbunden, Vorurteile gegenüber einer gesellschaftlichen Gruppe vermeiden helfen. Man muss aktuell deutlich machen, welche gravierenden Folgen damit für das Leben des betroffenen Mitmenschen verbunden wären. Meliha ist es wichtig für ein friedliches und tolerantes Miteinander verschiedener Nationen, Religionen und Kulturen einzutreten. Gegenwärtig kann dies unter anderem am Umgang mit den Flüchtlingen und Migranten aufgeführt werden.
„Man muss die Gesellschaft für die Gefahren von Intoleranz und Vorurteilen sensibilisieren und die Menschen zum Nachdenken bringen, um für ein solidarisches Miteinander zu kämpfen. Melihas Projekt ist das beste Beispiel dafür, dass man etwas bewirken kann, wenn man es möchte,“ so Julia Scheuermann stolz über das Engagement ihrer Schülerin.