Ein herzliches „Dzien Dobry“ für Heinrich-Mann-Schüler

Oberstufenschüler der HMS erleben polnische Gastfreundschaft

Auf dem Gelände der Heinrich-Mann-Schule in Dietzenbach steht seit September letzten Jahres an prominenter Stelle ein bereits jetzt ziemlich prächtiger Walnussbaum und treibt dieser Tage in frischem Grün aus. Dieser Freundschaftsbaum wurde anlässlich des neunten Besuches einer polnischen Schülergruppe und der offiziellen Verschwisterung mit dem Liceum II in Radomsko unter der Schirmherrschaft von Landrat Oliver Quilling gepflanzt. Vor wenigen Tagen nun hat die so besiegelte Freundschaft neue Früchte getragen, als 18 deutsche Schülerinnen und Schüler begleitet durch das langjährig eingespielte Betreuerteam, bestehend aus Direktor Hans Peter Löw, Harald Knieriemen und Roman Hüfner, zum Gegenbesuch in Polen antraten und dort gewohnt herzlich willkommen geheißen wurden.
Die deutsche Gruppe erwartete ein vielfältiges Programm in verschiedenen Teilen des Landes und zuletzt natürlich auch in der Kreisstadt Radomsko. Zunächst begann die vom Kreis Offenbach und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk finanziell geförderte Austauschfahrt mit einem Besuch des touristisch beliebten Ortes Zakopane in der Hohen Tatra. Deutsche und polnische Schüler konnten sich mit Hilfe geführter Wanderungen, Bergbahnfahrten und Museumsbesuchen von der Schönheit der Landschaft und des typischen Zakopane-Baustils überzeugen. Nebenbei sorgten ein Disko-Besuch, die Bowlingbahn und die mondäne Therme für dem Austausch dienliche Gruppenerlebnisse.
Die drei gemeinsamen Tage im Hochgebirge sorgten bereits für eine sehr positive Gruppendynamik mit zahlreichen kommunikativen Begegnungen zwischen den Teilnehmern der verschiedenen Länder. Ein kulturelles Highlight wurde dagegen mit dem Besuch der alten polnischen Krönungsstadt Krakau gesetzt. Bei strahlendem Sonnenschein und fast sommerlichen Temperaturen konnte man das Flair der Altstadt genießen, nachdem zunächst die berühmtesten Ziele der Stadt (Wawel, Marienkirche, Tuchhallen) per Führung erkundet worden waren. Die Begeisterung für diese lebendige Stadt war allen Teilnehmern anzusehen.
In starkem Kontrast hierzu stand der Besuch des Konzentrationslagers und Museums Auschwitz am Folgetag. Dieser Programmpunkt bildet seit Beginn der Polenaustauschfahrten der HMS im Jahre 2002 das Zentrum der geschichtspädagogischen Zielsetzung und sorgte auch dieses Mal wieder für eine starke emotionale Betroffenheit und zahlreiche Fragen, die von der fachlich sehr kompetenten Führerin und den begleitenden Lehrern beantwortet und diskutiert wurden. Eine solche Erfahrung, so die teilnehmenden Schüler einhellig, lässt sich im alltäglichen Unterricht nicht vermitteln.
Die letzten drei Tage der einwöchigen Unternehmung verbrachten die Dietzenbacher in ihren polnischen Gastfamilien in Radomsko. Hier wurde ihnen die berühmte polnische Gastfreundschaft zuteil, wobei vielen Schülern auffiel, dass die relative Armut vieler polnischer Familien dieser Gastfreundschaft keinerlei Abbruch tut und die aktuelle politische Entwicklung in Polen offenbar ebenfalls keinen Anlass bietet, die jungen Besucher nicht mit offenen Armen zu empfangen.
Interessante Programmpunkte vor Ort waren dann der Besuch des Liceums 2, der Empfang beim Landrat sowie ein sportlicher Nachmittag am Fluss Pilica. Außerdem konnten die Dietzenbacher Jugendlichen im Rahmen eines Kulturfestes typische polnische Traditionen (Blumen binden, Handarbeit, Volkslieder) kennenlernen und selber erlernen.
Die didaktische Zielsetzung des Austausches, kulturelle Vielfalt im europäische Kontext zu erleben und so auch den Blick auf die eigene Identität und Sozialisation zu schärfen, konnte auch in diesem Jahr verwirklicht werden. Darüber hinaus entstanden durch die harmonierenden Schülergruppen enge Freundschaften, die letztlich alle Organisationsmühen rechtfertigen und einen optimistischen Blick auf ein vitales Gedeihen der deutsch-polnischen Beziehungen erlauben.