Fotos mit Geschichte
Am Mittwochabend des 13.12.2017 ist das Foyer der Heinrich-Mann-Schule voll mit Oberstufenschülern, denn an diesem Abend hält der preisgekrönte Fotojournalist Kai Paffenbach einen Vortrag über seinen Berufsalltag in der Schule. In diesem erzählte er den interessierten Schülern alle Einzelheiten von den Arbeitsabläufen in Krisengebieten bis zum Fotografieren auf großen Sportveranstaltungen. Seinen Vortrag unterstützte Pfaffenbach mit seinen selbstgeschossenen Fotos, hinter welchen jeweils eine eigene Hintergrundgeschichte steckt.
Seine
Fotografenkarriere begann der jetzt 47-jährige als freier Fotograf für
lokale Medien im Umkreis von Frankfurt und startete dann nach seiner
Festeinstellung bei Reuters 1998 durch. Mittlerweile ist der Journalist
mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
„Mir geht es bei meinem Beruf nicht um Auszeichnungen, sondern darum mit
meinen Bildern Geschichten zu erzählen“, sagt Pfaffenbach. „Zwar würde
ich nichts dagegen haben den World Press Photo Award statt nur für Sport
auch für Politik zu gewinnen, aber das ist selbstverständlich nicht die
Hauptsache.“. Den World Press Photo Award für Sport gewann Paffenbach
mit seinem berühmten Bild des lächelnden Usain Bolt im Halbfinale der
Olympischen Spiele in Rio 2016. Die Fotographie bei Sportevents
bezeichnet er gerne selbst als „Königsdisziplin“, weil man jedes Mal nur
eine Chance hat das perfekte Foto zu schießen.
Kai Pfaffenbach
fotografiert jedoch nicht nur auf friedlichen Sportevents, sondern reist
auch in gefährliche Krisengebiete, in welchen er die Folgen
verschiedener Kriege dokumentiert. In den Einsatzgebieten erlebt er so
gut wie nie, dass Menschen aufeinander mit Waffen zugehen, stattdessen
schießen sie lieber Bomben und Raketen aus weiter Entfernung ab. Dies
nimmt dem Fotografen das Kampfmotiv und so bedient er sich an Porträts
oder an den Folgen. Der Mut sich solch einer immer präsenten
Lebensgefahr auszusetzen wird von einzelnen Menschen als heroisch
angesehen, Pfaffenbach sieht dies hingegen als pragmatisch. So hat er
auch keine Probleme damit drastischere und sogar traumatisierende Bilder
zu schießen. „Als Fotojournalist bin ich das Auge der Menschen, die bei
einem Vorfall nicht anwesend sein können. Ich will die wahren
Geschichten einzelner erzählen.“, sagt er. Ihn selbst traumatisieren
meist nicht nur die einzelnen Motive, sondern das, was er durch seine
anderen Sinne wahrnimmt. Viele seiner Bilder beschreiben meist den
grauenvollen Alltag in dem die Menschen leben müssen, in einem Alltag wo
Tod schon gleichgültig angesehen wird. „Ich war einmal auf einem
Friedhof auf dem ich eine Frau neben den Gräbern ihrer Angehörigen
rauchend dasitzen gesehen habe. Das schockierende in solchen Gebieten
ist meist nicht der Tod selbst, sondern dass er schon durch seine
Regelmäßigkeit, Gleichgültigkeit auslöst.“, so berichtet der
Fotojournalist.
Zu seinem Beruf gehört auch das Fotografieren
auf politischen Ereignissen. So war Pfaffenbach zuletzt auf dem G20
Gipfel in Hamburg unterwegs und hat die radikalen Demonstrationen
dokumentiert. An diesem Tag hatte der Fotograf einen 23 stündigen
Arbeitstag, an dem er 29 Kilometer hinter sich gelegt hat. „Sowas gehört
nun auch mal zum Beruf eines Fotojournalisten.“
Abschließend
beantwortet Kai Pfaffenbach alle Fragen der Oberstufenschüler und stellt
ihnen sogar seine Schutzausrüstung, welche er in gefährlichen
Kriegsgebieten bei enormer Hitze tragen muss, zur Verfügung. „Es war
sehr interessant mal das Gesicht und die wahren Geschichten hinter den
Bildern aus der Zeitung zu sehen. War ein sehr guter Vortrag.“, sagte
eine der Schülerinnen Isabell S. (16) über den Abend. Alle Schüler und
Lehrer waren vom Vortrag und der Person Kai Pfaffenbach begeistert.
Geschrieben von Sophie Ismailov (Q1 der Heinrich-Mann-Schule Dietzenbach)