„Wir dürfen auch mal das machen, was Spaß macht“
In diesen speziellen Zeiten sind die grundlegenden Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen so wichtig wie nie – die Heinrich-Mann-Schule bietet im Rahmen von „Löwenstark“ beliebte ganzheitliche Kompensationsmodelle in ihrem Nachmittagsprogramm.
Die Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen durch Pandemie bedingte Einschränkungen des öffentlichen und vor allem sozialen Lebens steht immer mehr im Fokus von repräsentativen Studien. „Generation Corona“ ist für sie längst eine gängige Bezeichnung geworden und das Anliegen, entgegenzuwirken und Defizite zu kompensieren, gehört zu den dringlichsten gesellschaftlichen Aufgaben. Hier setzt auch das Landesprogramm „Löwenstark der BildungsKICK“ an, um Schülerinnen und Schüler bei der Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Krise zu unterstützen – und zwar ganzheitlich, die fachliche Kompensation ist nur einer der Bausteine. Es gilt vor allem auch, die Schule als Lebens- und Lernort wieder neu erfahrbar zu machen, die schulische Gemeinschaft ist dabei von zentraler Bedeutung.
Um den Schülerinnen und Schülern das bestmögliche Angebot machen zu können, wurde an der Heinrich-Mann-Schule Dietzenbach bereits im vergangenen Herbst eine breitangelegte Bedarfsumfrage durchgeführt. Die verantwortliche Sozialpädagogin Lucy Berning berichtet begeistert von dem Rücklauf: „Partizipation ist uns sehr wichtig und dieses Angebot wurde voll angenommen. Viele waren dankbar dafür und sehr ehrlich. Das hat uns wieder darin bestätigt, wie wichtig es ist, dass man die Schülerinnen und Schüler mit einbezieht und ihnen viel Raum gibt!“ Bei der inhaltlichen Auswertung wurde der überragend große Wunsch nach Austauschbedarf deutlich, nach einem niedrigschwelligen Angebot zum Socialising, das den Jugendlichen so schmerzhaft fehlt.
Dies war die Geburtsstunde zweier sozialpädagogischer Projekte der Aktionsgemeinschaft Soziale Arbeit an der HMS, die als Arbeitsgemeinschaften fest im Nachmittagsprogramm verankert sind und allen Schülerinnen und Schülern der kooperativen Gesamtschule offenstehen. Die Rede ist von der Girl Power AG (Dienstag, 14-15.30 Uhr) und der Chill Out AG (Donnerstag, 14-15.30 Uhr).
Während die AG für die Mädchen auch thematische Angebote macht, bietet die andere den Kids größtmöglichen Entscheidungsfreiraum. Die Girls der Mittelstufe, mittelfristig soll auch die Oberstufe miteinbezogen werden, beschäftigen sich zum Beispiel mit Kinder- und Frauenrechten, Diversität und Empowerment. „Natürlich kindgerecht aufbereitet“, schmunzelt Gruppenleiterin Lucy Berning, „wie über Geschichten, die verschiedene Kulturen ansprechen“. So wird die Zeit mit einem theoretischen Input, aber auch mit Entspannungsübungen wie Traumreisen oder zur Achtsamkeit, ebenso wie mit spaßiger Geselligkeit gefüllt. Girl-Power bedeutet, „an sich zu glauben“, meint Alessia (11) „und dass wir Mädchen zusammenhalten“, „sich für andere einsetzen“, ergänzen Selena (11) und Anastasija (12). Die Mädels gehören zum festen Kern der Gruppe, die sich auf weitere „starke Mädchen“ freut. Letztlich bringt es Melani (13) auf den Punkt: „Es bedeutet, sich selbst so zu lieben, wie man ist, und dass jeder auf seine eigene Art besonders ist!“
Weniger philosophisch, aber mindestens genauso spaßig geht es in der Chill-Out-Zone zu, wo die Jungs eher überwiegen. Hier steht der soziale Kontakt klar im Vordergrund, das Connecten, Nummern austauschen, zusammen Abhängen, Quatschen, Lachen, Spielen. „Wir dürfen hier Billard spielen, das macht sooo Spaß“, schwärmt Haitam (12) und Rémy (12) bestätigt: „Hier sind coole andere Kinder, mit denen man chillen kann.“ Oft spielen die Kids erstmal auf dem Schulhof eine Runde Fußball, um dann den Aufenthaltsraum der Heinrich-Mann-Schule zu bevölkern, der mit allerlei hippen Beschäftigungsmöglichkeiten, wie beispielsweise einem Tisch-Kicker, ausgestattet ist. Neben Lucy Berning begleitet auch ein Neuntklässler gerne und ehrenamtlich die Aktivitäten der Gruppe. Warum die Kids in die AG kommen? „Ich mag’s hier einfach“, meint Julian (11). „Zum Spaß haben“, sagt Miran (11). „Weil ich’s toll finde, einfach mal zu entspannen“, merkt Henry (12) an und Lilly (12) ergänzt: „Das Tolle an der AG ist, dass für jeden was dabei ist!“ Ein wöchentliches Schlupfloch an der HMS für ein bisschen soziale Normalität und zufriedene Kinder. Denn wie sagt Alessio (11) so deutlich: „Wir dürfen auch mal das machen, was Spaß macht.“ Endlich.